Pressemitteilung
04.07.2025
Der Flüchtlingsrat Mecklenburg- Vorpommern e.V. zeigt sich schockiert über Hinweise auf ein menschenverachtendes Sanktionssystem in der vom Landkreis Nordwestmecklenburg betriebenen Gemeinschaftsunterkunft Haffburg in Wismar.
Nach übereinstimmenden Berichten von Betroffenen werden Bewohnerinnen bei vermeintlichen Regelverstößen tagelang im sog. „Strafbreich“, untergebracht. Diese Maßnahmen werden offenbar willkürlich verhängt, etwa wenn Bewohnerinnen ihre Reinigungspflichten nicht oder angeblich nicht ordnungsgemäß erfüllen.
Ein konkreter Fall verdeutlicht das Ausmaß der Problematik: Eine Bewohnerin, die tagsüber einen Integrationskurs besucht und einer geregelten Arbeit nachgeht, wurde in den sogenannten Strafbereich verlegt – mit der Begründung, sie habe ihre Putzaufgaben nicht erfüllt.
Der sogenannte „Strafbereich“ weist folgende unhaltbare Zustände auf:
• Keine abschließbaren Schränke zur Aufbewahrung persönlicher Gegenstände
• Kein Kühlschrank
• Keine Kochmöglichkeit
• Keine eigenen Schlüssel – Zimmer sind in der Regel nicht abschließbar
• Männer und Frauen schlafen in Mehrbettzimmern in getrennten Bereichen ohne Privatsphäre
Die Betroffenen dürfen während der gesamten Dauer der Strafmaßnahme die eigentliche Unterkunft nicht betreten.
Die Umsetzung der Strafmaßnahme erfolgt durch die Mitarbeitenden eines privaten Sicherheitsdienstes.
Auch die personelle Besetzung der Haffburg ist besorgniserregend: Nach unseren Informationen fehlt es den Mitarbeitenden der Unterkunft häufig an der notwendigen fachlichen Qualifikation. In einem Fall soll ein ehemaliger Hausmeister die Position eines Sozialarbeiters übernommen haben – ein untragbarer Zustand, der die bereits kritische Lage weiter verschärft.
Die Missstände sind der Verwaltungsspitze des Landkreises Nordwestmecklenburg wohl seit längerer Zeit bekannt. Dennoch sind die zuständigen Stellen nicht eingeschritten.
Es ist inakzeptabel, dass diese Vorwürfe im Raum stehen und bisher keine sichtbaren Konsequenzen gezogen wurden.
Der Flüchtlingsrat Mecklenburg – Vorpommern fordert eine unverzügliche, umfassende Überprüfung der Zustände vor Ort, lückenlose Aufklärung der Vorfälle sowie die Abschaffung des Sanktionssystems.