Am Montag erreichte uns einLeserbrief, der zu Herzen geht. Wir haben uns entschieden, ihn zu veröffentlichen:
Mein deutscher Freund,
ja, zugegeben, dein Land ist schön und man respektiert hier das Gesetz, in meiner Welt geschieht dies weniger, doch ist sie nicht weniger schön, ich könnte dir zum Beispiel über Palästina erzählen, über den Geschmack der Jaffa-Orangen, von dem meine Großeltern mir erzählt haben, über den Geruch des Brotes, das wir in der Asche buken, über die duftende Lorbeerseife aus Nablus, die Süße der Trauben aus Hebron, die Legenden vom Ghul, die Hochzeiten und unser ganzes kulturelles Erbe, und ich könnte dir auch über Syrien erzählen, könnte die Schönheit der alten Häuser beschreiben, den Berg Dschabal Qasyun, den Duft der Jasminblüten in den Straßen von Damaskus, der ältesten Hauptstadt der Welt, wo ich geboren wurde und das Alphabet lernte, könnte dir erzählen, wie es war und immer noch ist. Da habe ich jeden Abend die modernen Cafés verlassen und mich in die zärtlichen Arme der Altstadt oder meines geliebten Barada-Flusses begeben…
Man behandelt mich gut in deinem Land, ich merke, es gibt hier menschliche Werte, ich habe hier Sicherheit gefunden. Keine Bombe jagt meinen Kindern hier Schauer der Angst über den Rücken, wir darben nicht mehr wegen der Belagerung wie im Yarmouk-Lager, wo wir wie Tausende andere ein Jahr ohne ausreichendes Essen, ohne Strom oder Medizin verbrachten.
Mein Freund, wir sitzen hier oft und wärmen gute Erinnerungen auf, gleichzeitig versuchen wir jeden Tag vergeblich zu vergessen, ich könnte dir eine lange Liste von verbannten, gefangenen und getöteten Freunden nennen, dir vom Schmerz des Exils erzählen, von den langsam verblassenden Erinnerungen, von dieser tiefen Traurigkeit in mir, so ohne einen einzigen wirklichen Freund…
Mein Freund,
du kannst natürlich nicht wissen (sehen), wie familiär und sozial wir sind, ich denke jeden Tag an meine Mutter, meine Nachbarn, …, die Sehnsucht nach dem vertrauten Leben schmerzt, vielleicht überrascht es dich, aber auch, wenn wir längst verheiratet und erwachsen sind, brauchen wir doch unsere Mütter und sie wiederum halten fest an ihrer lieben Gewohnheit, uns wie Kinder zu behandeln, uns beim Nachhause kommen zu fragen: „Warum kommt ihr so spät?“ O, wie wir das gute Essen bei der Mutter vermissen- niemand kocht wie sie… Und dann beschleicht uns die Angst, was wird, wenn wir für immer hierbleiben sollten?
Ja, mein Freund, wir haben alle ein Smartphone, wie sollten wir auch sonst Kontakt halten zu unseren Familien, aber beim Telefonieren kann ich meine Gefühle lange nicht so gut ausdrücken wie in einem wirklichen Gespräch… Unauslöschliche Sehnsucht brennt in mir, in uns allen hier in deinem Land. Ich brauche nichts weiter, ich fühle mich satt und sicher hier, ich brauche nur eins: mich hungert nach einem Heimatland, ich will mein Recht ausüben, mich auszudrücken, wählen zu gehen…, ich bin zu Tränen gerührt, wenn ich die palästinensische Fahne, die Fahne meines landlosen Landes sehe. Vielleicht hast du nicht erlebt, wie es ist, die Heimat zu verlieren, die Kälte des Exils zu fühlen…
Mein Freund, ich brauche nichts, ich brauche nur eine Heimat.
Mohamad Wadeh
Lieber Mohamed Wadeh ! Ich hatte Tränen im Inneren meines Lebens ! Fühle mit Ihnen, Ihre Sehnsucht nach der Heimat, nach den geliebten Menschen und Umgebung ! Kann es mir nicht vorstellen so zu leben, meine Liebsten zu verlieren oder das schöne Zuhause ! Syrien und Damaskus liebten wir früher auch, leider nie die Gelegenheit mal hin zu kommen. Aber ich war in Lybien, Algerien und bin bei ihnen dort vorbeigefahren mit Schiff ins Schwarze Meer, es war unsäglich schön! Nun bin ich traurig, was in den letzten 27 Jahren alles kaputt gebombt und ihnen allen die Heimat zerstört wurde ! Ich wünsche allen baldigsten Frieden und eine glückliche Zukunft von ganzen Herzen ! 🍀🍀🍀🍀🍀🍀🌹🌹🌹🌹🌹🌹🍀🍀🍀🍀🍀👏🕊😘😘😘😘😘😘😘👍🌅