Sechs Quadratmeter sind einfach zu wenig – Im Falle des Flüchtlingstodes in Wismar warnt Flüchtlingsrat Mecklenburg-Vorpommern vor vorschneller Be- und Verurteilung

Schwerin/Wismar – Schockiert und mit Trauer hat der Flüchtlingsrat Mecklenburg-Vorpommern auf die heute bekannt gewordene Tötung eines vermutlich aus der Ukraine stammenden Flüchtlings am Donnerstagabend in einem Asylbewerberheim in Wismar reagiert. „Das ist ein großes Unglück, das uns tief betroffen macht“, sagte Ulrike Seemann-Katz, die Vorsitzende des Flüchtlingsrates am Freitag in Schwerin.

Zugleich warnte sie davor, das Tötungsverbrechen jetzt vorschnell zu be- oder zu verurteilen oder gar für ausländerfeindliche oder rassistische Stimmungsmache auszunutzen – zumal die genauen Tatumstände noch nicht geklärt seien, so Seemann-Katz.

Dennoch zeige auch dieser Fall nach Ansicht des Landesflüchtlingsrates so oder so, dass die Unterbringung von vielen Menschen, Flüchtlingen und Asylbewerbern zum Teil sehr unterschiedlicher Herkunft in den Gemeinschaftsunterkünften mehr oder weniger großes Konfliktpotenzial in sich berge. „Die gesetzlich vorgeschriebenen sechs Quadratmeter Wohnfläche pro Asylbewerber sind einfach zu wenig für ein menschenwürdiges Leben auf längere Zeit“, fügte Ulrike Seemann-Katz hinzu. Zugleich unterstreiche das tragische Ereignis die Notwendigkeit von mehr sozialer Beratung für die Flüchtlinge und Asylbewerber. Besonders im Westteil des Landes fehle es nach wie vor an qualifizierter psychologischer und psychotherapeutischer Betreuung und fachkompetenter Behandlung speziell für traumatisierte Flüchtling und Asylbewerber, so Seemann-Katz. Zu bedenken seien dabei auch die Sprachbarrieren, welche den Zugang zu den Menschen oft erheblich erschwerten. Auch für dieses Problem fordere der Landesflüchtlingsrat schon seit Langem eine nachhaltige Lösung.

 

Rückfragen und Kontakt: Ulrike Seemann-Katz 0172 – 3244842